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Fundstück des Tages # 268 [Hans-Jürgen Kreische, 65. Geburtstag]

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In loser Folge dokumentiert Ostfussball.com in dieser Rubrik mehr oder weniger (ost)fußballtangierende Kostbarkeiten der deutschen Schriftsprache – unkommentiert, da die Fundstücke zumeist einiges schon selbst postulieren, dabei ihrerseits sprechen oder eben auch einfach nur Geschichten über die Geschichte zu erzählen scheinen; wie beispielsweise über den “Hansi”, welche anlässlich des heutigen runden Geburtstages von Hans-Jürgen Kreische zudem den Leserinnen und Lesern von Ostfussball.com als vielleicht kleiner und wie auch immer weiterbildender Lesetipp mitnichten vorenthalten werden sollen …

(Hans-Jürgen Kreische im Mai 2007 – Foto: dehli-news.de)

(…) Kreische – der Name steht für einige Meriten. Viermal sicherte sich das “Goldköpfchen”, wie ihn die Fans liebevoll riefen, die Torjägerkanone in der DDR-Oberliga. Er wurde als “Fußballer des Jahres” geehrt und erzielte in 50 Länderspielen 25 Tore. Er war bei Olympia 1972 Dritter und bei der einzigen WM-Teilnahme der DDR zwei Jahre später dabei (…)

| “Das sture ‘Goldköpfchen’ Kreische feiert heute seinen 65. Geburtstag!” | Dresdner Morgenpost | 19. Juli 2012 |

(…) seine sportlich größte Enttäuschung war eng mit den Sommerspielen verbunden. “1976 wurde ich mit 24 Treffern wieder Torschützenkönig. Sechs Dresdner nominierte man für die Olympiaauswahl, aber ich war nicht dabei.” (…) “Zwei Jahre zuvor gehörte ich noch zum WM-Aufgebot. Ich denke, meine Ausbootung hatte auch politische Gründe.” Ob dabei seine 74er “Whisky-Wette” mit dem damaligen BRD-Finanzminister Hans Apel eine Rolle spielte, weiß Kreische nicht. “Wir saßen im Flugzeug nebeneinander, aber ich kannte ihn nicht. Ich wettete, die BRD würde trotz der 0:1-Vorrunden-Niederlage gegen uns noch Weltmeister. Er hielt mit fünf Flaschen Whisky dagegen. Ein paar Wochen später kamen die Flaschen in der Geschäftsstelle an.” Obwohl Kreische die Geschichte schon x-mal zum Besten gegeben hat, muss er immer lachen: “Die Stasi-Leute waren vor allem sauer, weil in Apels Begleitschreiben stand, er hoffe auf ein baldiges Wiedersehen.” Das gab es tatsächlich – aber erst mehr als 30 Jahre später (…)

Kreisches Kontakt zu Dynamo riss zwar nie ganz ab, aber er war nach dem Laufbahnende auch nie so eng, wie man das in den “goldenen Siebzigern” vorausgesagt hatte. Bis heute besitzt Kreische keine Dauerkarte, was ihn verschmitzt anmerken lässt: “Das wäre doch ein schönes Geschenk.” (…)

Kreische galt als Sturkopf und nahm selten ein Blatt vor den Mund. Mitte der 90er-Jahre schimpfte er nach einer dürftigen Vorstellung seiner Schützlinge: “Ich kann aus Scheiße keine Bonbons machen.” (…)

(…) Bei Dynamo und in der DDR-Auswahl traf er mit links, rechts und häufig auch mit dem Kopf (…) Im Europapokal traf er 17 Mal ins Schwarze, allein vierfach 1970 beim 6:0 gegen Partizan Belgrad. Später schrieb er seine Diplomarbeit zum Thema: “Die Geschichte der SG Dynamo Dresden zwischen 1946 und 1979″.

| “Stures Goldköpfchen feiert 65. Geburtstag” | Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe | 19. Juli 2012 |

(…) Mit seinen exzellenten rechnischen Fähigkeiten, seinen Regiekünsten sowie einer enormen Kopfballstärke und Torgefährlichkeit war “Hansi” zwischen 1971 und 1978 der Denker und Lenker des schwarz-gelben Offensivwirbels.

Fünf Meistertitel und zwei Pokal-Erfolge waren vor allem eng an Kreisches Leistungsdaten geknüpft. 131 Tore in 234 Oberliga-Spielen, zwischen 1971 und 1976 viermal Torschützenkönig – und das als Mittelfeldspieler. Kein anderer Fußballer der DDR besaß in dieser Zeit mehr Talent und Kreativität in der offensiven Spielgestaltung. Und Kreische, den sie im besten Sächsisch nur “Goldköppl” nannten, war sich seiner Ausnahmerolle durchaus bewusst. Nach einem Europapokalspiel der Dresdner beim Hamburger SV schrieb der “Spiegel” 1974 in Bezug auf Kreische: “ein Spielertyp, der jahrelang im DDR-Fußball verpönt gewesen war: ein Individualist, der das Spiel durch Eigeninitiative belebt, aber auch zu Eigenmächtigkeit und übertriebener Selbstdarstellung neigt” (…)

| “Die Stars des DDR-Fußballs – Von Ducke bis Zötzsche” | Delius Klasing Verlag | 2011 |

(…) Mit dem Dresdner Erfolgstrainer Walter Fritzsch verband Kreische eine Art Hassliebe. Der Publikumsliebling und der akribisch arbeitende Fritzsch waren wie Feuer und Wasser. “Wenn wir schlecht spielten, war ich der Hauptschuldige”, erinnert sich Kreische, der selbst ein Sturkopf sein konnte. Beim Pokalfinale 1975 gegen Zwickau verweigerte er kurz vor Ende der Verlängerung seine Einwechslung – und Dynamo verlor das Elfmeterschießen. “Das hat mir Fritzsch nie verziehen.”

Zwei Jahre später machte der Torjäger, gerade mal 30, Schluss. “Fritzsch ließ mich bei einem Heimspiel gegen Magdeburg hinter dem Tor warm laufen. Es stand 0:0, die Dresdner Fans forderten meine Einwechslung. Aber der Trainer ließ mich draußen.” Kreische spielte nie wieder für Dynamo. “Damals war einigen jedes Mittel recht, um Karriere zu machen. Ich gehörte nicht dazu und darauf bin ich schon ein wenig stolz”, meint er im Rückblick.

Später betrieb er eine Fußball-Nachwuchsschule in seinem Heimatort Weißig bei Dresden und ging mit 56 als Scout zum Hamburger SV. Jahrelang flog er rund um den Globus. Erst 2010 zog es ihn wieder näher an die Heimat. Bei RB Leipzig half er beim Aufbau der Scoutingabteilung und freut sich nun auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Sportdirektor (…)

| “Stures ‘Goldköpfchen': Dynamo-Dresden-Idol Hans-Jürgen Kreische feiert 65. Geburtstag” | DNN-Online | 18. Juli 2012 |

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Ostfussball.com wünscht Hans-Jürgen “Hansi” Kreische alles Gute zum Geburtstag!

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